Die Schilddrüse aus praktischer Sicht von Training, Ernährung und Lifestyle

Die Schilddrüse ist eines der zentralen Steuerungsorgane unseres sogenannten "Stoffwechsels", das heißt aller Vorgänge im Körper,  die zu Energie-Erzeugung und zum Aufbau bzw. Abbau von Körpersubstanz führen. 

Aus medizinischer Sicht ist die Schilddrüse daher von besonderer Relevanz und wird regelmäßig untersucht. Doch auch aus Sicht des Trainings, der Ernährung und des allgemeinen Lebensstils ist das Organ von zentraler Bedeutung - es ist entscheidend für Energielevel und Wohlbefinden. 

Daher ist es notwendig, die Schilddrüse in ihren Grundlagen und in ihrer praktischen Relevanz für unseren Alltag zu verstehen. 

Die Schilddrüse aus anatomischer Sicht // Skizze von Delaney Maxwell, 2021

Die zentrale Funktion der Schilddrüse 

Stell dir vor, dein Körper ist ein Haus.

Ein Haus, das Wärme und Energie braucht, um optimal zu funktionieren.

Die Schilddrüse? Das ist der Ofen dieses Hauses. Wenn dieser Ofen nicht richtig heizt, weil eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, dann wird es unter Umständen ungemütlich.

Am Anfang, wenn du quasi „neu einziehst“, mag das noch nicht so dramatisch sein. Die „Dämmung“ ist gut, die „Fenster“ sind dicht. Aber mit der Zeit und der Art, wie du dieses „Haus“ bewohnst, wird sich die Situation verändern.

Lässt du ständig die „Fenster“ offen stehen?

Vernachlässigst du die „Dichtungen“?

Ignorierst du „Feuchtigkeit“?

Dann wird der unter Umständen ohnehin schon nicht optimal heizende „Ofen“ zunehmend zum Problem. Das „Haus“ kühlt aus.

Die Relevanz der Schilddrüse für den Alltag 

Übertragen auf deinen Alltag bedeutet das:

Der Lebensstil beeinflusst maßgeblich, wie gut es deiner Schilddrüse - abseits medizinischer Schwierigkeiten - geht. Ein Raubbau an der Substanz deines Hauses wird es dem Ofen schwermachen, ausreichend zu heizen. Heizt dein Ofen nicht, fehlt dir Wärme. Es fehlen Antrieb und Energie. Der Bau wird zunehmend brüchig und porös - was einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden haben wird. 

Liegt dann - aus welchen Gründen auch immer - zusätzlich eine Dysfunktion der Schilddrüse vor, wie beispielsweise eine Unterfunktion, steigert sich das Problem.
„Go Heavy, Go Hard, Go Home (very late)“ ist bei einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gerade förderlich, denn der Lebensstil beeinflusst fundamental, wie gut der Körper mit dem defizitären Ofen umgehen kann.

Selbst wenn medikamentöse Interventionen wie L-Thyroxin die Funktionsweise der Schilddrüse unterstützen, heißt das nicht, dass das Medikament alle sonstigen Maßnahmen obsolet machen würde. Zum einen ist es notwendig, regelmäßige Untersuchungen und Anpassungen vorzunehmen, zum anderen werden mit steigendem Alter neben der Medikamente andere Faktoren zunehmend wichtiger.

Mit L-Thyroxin bekommen wir zwar quasi einen „Brandbeschleuniger“ für den „Ofen“. Er verbrennt das „Holz“ – also die Energie – etwas schneller.

Aber sich nur darauf zu verlassen,  reicht nicht. Die „Bausubstanz“ – also dein Körper – verändert sich mit der Zeit. Und deshalb musst du deine „Wohnweise“ anpassen. Je „älter“ du wirst, desto wichtiger werden Faktoren, die eine gute „Heizleistung“ unterstützen.

Warum das so ist, versteht man am besten, wenn man die genaue Funktionsweise der Schilddrüse besser versteht.

Ein Exkurs in die Schilddrüsenhormone - und warum Nährstoffe für die Schilddrüse so wichtig sind

Im Blut zirkulieren hauptsächlich zwei Schilddrüsenhormone: T4 (Thyroxin) und T3.

T3 ist das aktive Hormon, aber die Schilddrüse produziert primär T4. Für diese Produktion braucht sie Jod und Eisen – zwei Nährstoffe, die bei Frauen oft Mangelware sind.

Das T4 wird dann mit Hilfe von Enzymen in T3 umgewandelt. Dafür ist Selen unerlässlich. Interessant: T3 wird hauptsächlich in Muskeln und Organen gebildet. Mehr Muskelmasse ist also super für eine funktionierende Schilddrüse!

T3 kann übrigens die Bildung von Stickoxid (NO) anregen, wichtig für die Immunabwehr. Außerdem wirkt T3 zusammen mit den „positiven“ Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin als Booster für die Mitochondrien – die „Energiekraftwerke der Zellen“. Dafür braucht der Körper Eisen, Zink und Kupfer.

Was wir daraus lernen: Wir wollen vor allem T3. Und selbst bei einer Kombi-Therapie mit T4 und T3 muss der Körper noch T4 in T3 umwandeln.

Während „kurzfristige“ Stresshormone gut mit T3 zusammenarbeiten, ist chronischer Stress mit hoher Cortisol-Ausschüttung kontraproduktiv. Cortisol „klaut“ nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern hemmt auch die Umwandlung von T4 in T3.

Cortisol steigt übrigens bei viel Stress, langen Essenspausen, einem stressigen Job oder psychischen Belastungen.

Das bedeutet: die Nährstoffversorgung, der Lebensstil und das Stresslevel tragen eminent dazu bei, wie die Schilddrüse ihre Arbeit machen kann - und werden umso wichtiger, je schwerer sie sich - beispielsweise durch eine Unterfunktion - schon tut.

Die Schilddrüse / Foto von Nathalie Jaramillo auf Unsplash

Takeaways: Schilddrüsenpflege

Konkret bedeutet das: Pflege deine Schilddrüse.

  • Schlaf: Mehr Schlaf, und zwar nachts, an normalen Tagen, nicht nur am Sonntag.
  • Ernährung: Mehr gutes, nährstoffreiches Essen. Eine sehr gute Mikronährstoffversorgung - Eisen, Zink, Selen, Jod, Kupfer. 
  • Entspannung: Mehr Entspannung im Alltag, Stressmanagement.
  • Training: Training und Bewegung sind unheimlich wichtig für die Schilddrüse, aber sie müssen abgepuffert werden mit einer direkten und ausreichenden Nährstoffversorgung. Was die Schilddrüse nicht mag, ist langes, Ressourcen verbrauchendes Training gepaart mit einer schlecht geplanten, auf Verzicht basierenden Diät.

Für ein besseres Energielevel, mehr physische Resilienz und allgemeines Wohlbefinden ist es daher mehr als sinnvoll, die Schilddrüse besonders zu pflegen – den „Ofen“, der dein „Haus“ heizt.

Ernährung mit Funktion?