Weihnachten, Stress und keine Zeit – eine Einwendung

Wenig Zeit, dann noch weniger Zeit und schließlich ist bald Weihnachten.

Sekundiert.

Irgendwas muss also weg aus dem Alltag.

Das erste, was fällt, sind immer die Add-Ons des Lebens – erste Prämisse.

Basics sind Familie, Arbeit, soziale Verpflichtungen, Essen und Zähneputzen / Körperhygiene.

Add Ons sind Netflix, Kinobesuche, Restaurantbesuche, Training, Freunde treffen, Weihnachtsmarkt, shoppen gehen uvm. - zweite Prämisse.

Wenn ich wenig Zeit habe, streiche ich die Add-Ons. Schritt für Schritt.

Das ist die Conclusio - und die Conclusio stimmt.

Aber dennoch stimmt der logische Schluss nicht.

Weil eine Prämisse falsch ist.

Weihnachtsmarkt - zwischen Genuss und Stress / Foto von Ahmet Kurt


Der logische Kurzschluss

Wer sich die Liste der Add-Ons anschaut wird feststellen, dass "Training" da etwas fremdartig zwischen den anderen Gliedern steht.

Weil es dort nicht hingehört. Sondern zu den Basics.

Um es ganz klar zu sagen: wir sprechen hier nicht von progressivem Krafttraining, was 60 Minuten dauert.

Wir sprechen von gezielten Bewegungen, die unsere Gesundheit und Schmerzfreiheit erhalten sollen.

Training kann so wenig sein wie die Knie mehrmals hintereinander vollständig zu strecken und zu beugen, danach die Hüfte zu strecken und zu beugen, den Rumpf zu rotieren und die Arme über Kopf zu strecken und mich lang zu machen und ein bisschen zu hüpfen, damit mein Herz etwas mehr Blut als gewöhnlich durch den Körper pumpen muss.

Das sind 10 Minuten.

(Übrigens war das gerade ein Trainingsplan:

Kniebeugen 2* 10 // Kreuzheben 2* 6-8 // Unterarmstütz m. Torso Rotation 2* 5 / Seite // Überkopfdrücken 2* 4-6 // Hampelmänner 2* 30 Sek m. 30 Sek Pause - bitte sehr, kostet nix)

In den Lebensjahren zwischen 30 und 40, soviel wissen wir inzwischen aus der Altersforschung, legen wir die Grundlagen für unser Alter.

In diesen Lebensjahren verändert sich unser hormonelles und biochemisches Milieu so stark, dass wir mit bestimmten Gewohnheiten die Basis legen für die kommenden Lebensjahre.

Muskeln, Gelenke, Bänder und Sehnen sind letztlich Konstrukte, die von hormonellen und biochemischen Prozessen abhängen.

Was ich nicht regelmäßig benutze (oder falsch benutze oder übermäßig benutze) wird früher nicht mehr funktionieren.

Wenn ich über 10 Jahre jährlich 100 Euro auf ein Konto einzahle und 1% Zinsen p.a. bekomme, habe ich am Stichtag 1056 Euro und ein paar Cent. Wenn ich die 100 Euro jedes Jahr auf das Fenstersims lege, habe ich am Tag X - 1000 Euro.

Wenn ich das in schmerzfreien Lebensjahren ausdrücken würde, klänge es vielleicht verlockender.

Körperliche Arbeit, sonstiger Sport, Radfahren, Gartenarbeit, Bäume fällen, Wände bauen, Autos schrauben, Kinder tragen - ja, all das ist körperlich anstrengend und ja, es nutzt Bänder, Sehnen und Gelenke.


Kommunikation mit uns selbst

Aber all das ersetzt nicht, dass ich diese Strukturen REGELMÄSSIG, GEZIELT UND KONTROLLIERT fordere und sie in einer SICHEREN UMGEBUNG (denn das ist Training) für den eigentlichen Einsatz (denn das ist all das, was oben steht) vorbereite.

Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, nur, weil ich einmal alle 3 Wochen zum Friseur gehe, meine Haare nicht mehr zu waschen.

Bei allem, was es zu tun gibt, bei allem, was wir müssen, wollen, könnten, dürften: machen wir zumindest zwei bis drei Mal pro Woche 10 Minuten ein Durchbewegen aller Gelenke und die bewusste Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems zu unserer Basis.

Denn unser Körper sollte uns nicht weniger Wert sein als die Arbeit, das Essen oder das Zähneputzen - und er braucht unsere Aufmerksamkeit. Jeden Tag.

Wir würden nicht auf die Idee kommen, mit unseren Partnern nicht mehr zu sprechen, weil sie oder er ja sowieso da ist - aber manchmal gehen wir mit unserem Körper so um.

Bis er sich plötzlich beschwert. Und das wieder zu kitten ist richtig Arbeit.

Bei allem Stress die Frage zu stellen: "wie geht es dir eigentlich? Und was kann ich heute für dich tun?" - und sich einfach mal 10 Minuten Zeit zu nehmen ist vielleicht nicht die schlechteste Idee.

Sowohl in Liebes-Partnerschaften - wie auch in der lebenslangen Partnerschaft, in die wir hineingeboren wurden: die mit unserem Körper.
 

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